Ein soziales Netz im Zwischennetz – Einer für alle und alle für einen

Ein Netz im Netz

Wir leben in wunderbaren Zeiten! Was wir Mathematiker mit dem Gesetz der Großen Zahlen und mit Wahrscheinlichkeitsrechnung früher mühsam zu modellieren gelernt haben, vollzieht sich meß- und beobachtbar vor aller Augen im sogenannten Zwischennetz. Wir brauchen keine Annahmen über die zugrunde liegenden Verteilungen mehr. Wir kennen den gesamten Bestand der Versicherten, können exakt mit ihm rechnen und brauchen uns nicht mit Schätzungen und Hochrechnungen zufrieden zu geben.

Praktisch unbegrenzte Rechenpower macht den jederzeitigen Bestandsvollabzug möglich.

Nutzen wir diese Möglichkeiten bereits? Ja und Nein.

Ja: Die Rechnungslegung und die Solvabilitätsberechnungen basieren heutzutage auf genauen und vollständigen Bestandsbewertungen.

Und Nein: Obwohl der Bestand ein riesiges Kollektiv ist und sich in manchen Unternehmen sogar als Verein organisiert hat, findet noch so gut wie kein gemeinsames Vereinsleben statt.

Dabei könnte es heutzutage so einfach sein.  Wer einverstanden ist, kann aus seiner Zugehörigkeit zum Versichertenkollektiv einen echten persönlichen Mehrwert ziehen. Heute braucht ein Versicherter keine anonyme Nummer in krypischen Bestandslisten mehr zu sein. Er könnte sich outen, freiwillig persönliche Daten teilen und auf seiner gemeinsamen Interessenbasis mit anderen Versicherten, Versicherungsmitarbeitern und Mittlern interagieren. Er könnte für seine  Interaktion und für sein Engagement durch die Gemeinschaft belohnt werden: Mit positiven Bewertungen oder ganz materiell mit Vergünstigungen. Es könnte eine Gemeinschaft entstehen, die füreinander einsteht. Die sich gegenseitig stützt und aufeinander acht gibt. In diesem sozialen Gefüge geht es um Nachbarschaftshilfe, nicht um Bereicherung auf Kosten des Kollektivs. Es wäre so etwas wie der ursprüngliche Versicherungsgedanke: Alle für einen, einer für alle. Die Idee hat etwas von Utopia – zugegeben – sie muss aber keine Utopie bleiben. Ich bin überzeugt, solch eine Gemeinschaft würde funktionieren.

Wem es gelingt die Plattform für dieser Gemeinschaft zu schaffen, revolutioniert die Versicherungslandschaft. Es gibt freilich auch Warner, wie z.B. Inga Beale auf der FT Future of Insurance Conference.

Gibt es das nicht schon?

Veränderungen, das wissen wir aus Erfahrung, sind nicht jedermanns Sache:

Nicht jeder Mensch gibt gern Persönliches über sich preis. Nicht jeder traditionelle Versicherer schätzt es, wenn seine Regulierungspraxis oder seine Annahmepolitik öffentlich diskutiert wird.

Während der Versicherte stets die Wahl haben wird, wie viel er von sich mitteilt, werden die Versicherer, ob sie wollen oder nicht, schon heute auf diversen Kundenportalen und von Ratingagenturen beurteilt. Als durchschnittlicher Anbieter wird man sich dem stellen müssen. Als selbstbewusster Anbieter wird man seinen Kunden vielleicht sogar selbst die öffentliche Plattform dazu anbieten. So macht es – aus tiefster innerer Überzeugung – der südafrikanische Versicherer MiWay, auf den ich jüngst durch eine interessante Präsentation hingewiesen worden bin. In deren Kundenforum werden durchaus auch negative Erfahrungen dargestellt. Man ist aber stets erkennbar an positiven Lösungen für die Kunden intereressiert.

In Deutschland schickt sich CommunityLife an, zu einer Plattform für Anbieter und  Versicherte zu werden.

Eine Versicherungsgemeinschaft im Sinne einer Community ist das m. E. noch nicht, aber das Portal hat Potential!