How the Internet of Things will change Insurance Business

(English version below)

Das Internet of Things (IoT). Einge nennen es das Internet of Everything.

Stellt Euch bloß einmal die Möglichkeiten vor! Nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, wo die eigenen Habseligkeiten abgelieben sind. Man braucht nur seinen Persönlichen (selbstverständlich Digitalen) Assistenten (PDA) fragen. Er/Sie übernimmt. Er/Sie wird Dein Haus verriegeln, wenn Du es verlässt, er/sie wird den Kühlschank wieder auffüllen, frische Drucktertinkte bestellen, kurz bevor Dein Vorrat zu Neige geht, und selbstverständlich erinnert er/sie Dich daran, Deine Medikamente zu nehmen, und zwar genauso zuverlässig wie er/sie sich um alle Deinen anderen täglichen Verrichtungen kümmert.

Es gibt bereits Tabletten mit einem kleinen Sensorchip, der wahrnimmt, ob die Medizin geschluckt wurde oder noch nicht. Falls nicht, wird Dich Dein PDA hocherfreut wieder und wieder daran erinnern. Falls doch, und Du bist gerade dabei, versehentlich eine weitere Pille zu schlucken, wirst Du vor einer möglichen Überdosis gewarnt.

Ich erwarte, dass Lebens- und Krankenversicherungen Vergünstigungen anbieten, wenn Versicherte ihre Gesundheits- und Fitnessdaten mit ihnen teilen. Lifetracker und verbesserte Jogging Schuhe wissen wahrscheinlich bereits heute  mehr über Deine Gesundheit als Dein lebenslanger bester menschlicher Freund.

Bei jeder Art von Herzattacke oder Unfall, weiß Dein PDA augeblicklich Bescheid und er/sie wird für Hilfe sorgen, vorausgesetzt er/sie kann das Internet erreichen. Aber natürlich kann er/sie das: Im IoT ist WiFi praktisch allgegenwärtig.

Was für eine schöne neue Welt liegt vor uns. Lasst uns daran teilhaben.

Andererseits….

Stellt Euch nur die Gefahren vor! Gardners Hype Cycle outete erst jüngst den IoT Hype als eine Modererscheinung, die gerade ihren Zenit erreicht hat. Einige der überzogenen Erwartungen (siehe oben) werden mit Sicherheit zu grenzenlosen Enttäuschungen führen. In der letztmonatigen Ausgabe der Zeitschrift ct (14/2016, S. 78) wurde ein Fehler in zahlreichen Alarmsystemen aufgedeckt, der es Einbrechern ermöglicht, aus sicherer Entfernung festzustellen, ob das Haus verlassen ist, sich in das System mit einem einfachen Standard-Passwort einzuloggen und den Alarm zu deaktivieren. Der nächste logische Schritt wird eine Einbruchs-Malware sein, die die Haustür entriegelt, wenn unwillkommener Besuch mit besonderen Bedürfnissen erscheint, oder eine Ransomware, die dasselbe tut, wenn man versäumt, eine bescheidene Summe zu zahlen. Wer kommt für die Schäden auf? Wer hilft diese Schadsoftware zu beseitigen?

Im letzten Monat musste TESLA seinen ersten Unfalltoten beklagen. Das Auto übersah einen großen, weißen Anhänger vor einem blendend hellen Horizont und sah konsequenterweise keinen Grund zu bremsen. Ein Unfall? Eine Fehlfunktion? Welche Versicherung kommt für die Schäden auf?

Eine spannende Zukunft liegt vor uns. Lasst uns daran teilhaben.

Als Versicherer haben wir nichts zu verlieren. Vor allem nicht „Zeit“. Ganz egal, wie die Welt sich entwickeln wird, zu einem Utopia oder zu einem Dystopia, wir werden weiterhin Sicherheit anbieten.

So oder so: Das IoT hält großartige Chancen für uns bereit. Worauf warten wir noch?

English version:

The Internet of Things (IoT). Some say: The Internet of Everything.

Imagine its possibilities! You won’t have to worry about where your belongings are. Just ask your Personal (of course Digital) Assistant (PDA). He/She will take care. He/She will lock your house when you leave, he/she will order food if the fridge is empty, get new printer ink delivered to your house just in time before you run out of stock and of course he/she will remind you to take your pills as reliably as he/she reminds you of all your other daily activities.

There already are pills with a tiny sensorchip, that detects whether or not the remedy has been swallowed. If it hasn’t then your PDA will be delighted to remind you again and again. If it has and you are about to accidently take another one, you will be warned against an overdose.

I expect life and health insurers to offer bonuses to people who share their health and fitness data. Life trackers and enhanced jogging shoes might already know more about your health than your lifelong best human friend.

In case of a stroke or any kind of accident your PDA will know instantly and he/she will provide for help as long as he/she can access the internet. But of course he/she can: In the IoT there will be WiFi accessible practically everywhere.

There’s a brave new world ahead of us. Let’s participate.

On the other hand….

Imagine the downsides! Gardners Hype Cycle just shortly outed the IoT-Hype to have reached its peak. Some of the high expectations (see above) are bound to lead to a huge amount of disappointment. Last month’s issue of the German ct magazine (14/2016, p. 78) revealed a bug in several home security systems that enables burglers to safely detect if someone’s at home or not, log onto the system with an easy standard password and disable the alarm. There’s no longer a need for surveillance. The next logical step to expect would be a burgler-malware that unlocks  front door to unwelcome guests with special needs or a ransomware that does the same thing, if you’re not willing to pay a reasonable amount. Who will cover the losses? Who will help you to get rid of this malware?

Last month TESLA hat to bewail the first traffic fatality due to an autonomously diving vehicle. The car didn’t realize a white trailer was crossing the street in front of a blazing horizon, and tragically failed to brake. Accident? Malfunction? Who is to blame? Whose insurance will cover the losses?

There’s a thrilling new world ahead of us. Let’s participate.

 

As an insurer we have nothing to loose, least of all: time. No matter how the world develops, either an utopia or a dystopia, we will provide security.

Either way the IoT holds great opportunities. What are we waiting for?

Assekurata Marktausblick Lebensversicherung 2016/2017

Alle Jahre wieder analysiert Assekurata gewohnt scharfsinnig den Lebensversicherungsmarkt. Im Februar 2016 titelte Chef-Analyst Lars Heermann mit der guten Nachricht „Dank Zinszusatzreserve: Garantiezinsanforderung im Bestand sinkt weiter“. Die Anstrengungen der Branche zeigten also Wirkung. Vermittels substantieller Zuführung von inzwischen kumuliert 32 Mrd. EUR lassen sich die Verpflichtungen in den Büchern der Lebensversicherer künftig erfüllen, wenn eine Verzinsung in Höhe von 2,59 % erzielt werden kann. Die Kapitalanlagen der Branche erwirtschafteten 2015 noch eine dafür ausreichende Nettoverzinsung in Höhe von 2,86 %.

Die Luft ist dünn, reicht aber zum Atmen.

Dennoch wird der für die Höhe der Zinszusatzreserve maßgebliche Referenzzins von 2,88% Anfang des Jahres 2016 weiter sinken. Assekurata sagte deshalb für Ende 2016 eine weitere Erhöhung der Zinszusatzreserve um rund 12 Mrd. EUR voraus.

Nun lag zum Jahreswechsel die Rendite 10jähriger Staatsanleihen noch bei 0,6%, seit März 2016 dümpelt sie bei 0,2%. Für Assekurata war das Anlass genug, eine sehr lesenswerte Ergänzung zur Überschussstudie herauszubringen: die 23 seitige Studie „Marktausblick Lebensversicherung 2016/2017“. Sie kann unter diesem Link kostenlos von Assekurata bezogen werden.

Dr. Reiner Will, Mitbegründer der Ratingagentur, stellte am 21.2.2013 die damalige Überschussstudie 2013 in einem Interview bei Asscompact TV dar. Dieses Interview ist auch heute noch sehr sehenswert – erklärt es doch anschaulich die Zusammensetzung der Überschussbeteiligung von Lebensversicherungen, die Problematik der Beteiligung an den Bewertungsreserven und den Dauerbrenner: Zinszusatzreserve. Das Interview endet mit einem Marktausblick mit vielen Prognosen an die zukünftige Produktlandschaft, die sich inzwischen bewahrheitet haben. Viele der im Interview genannten Größen werden in der aktuellen Studie „Marktausblick Lebensversicherung 2016/2107“ auf den neuesten Stand gebracht.

Bemerkenswert ist Dr. Wills Bewunderung für die damalige Anstrengung der Lebensversicherer,  5 Mrd. EUR, das waren immerhin 0,74% der gesamten Deckungsrückstellungen klassischer Lebensversicherungen, abzuzweigen, um sie der Zinszusatzreserve zuzuführen.

Wie stolz kann da die Branche erst 2016 sein, wenn sie voraussichtlich 12 Mrd. EUR stemmt? Wie anstrengend wird es erst sein, wenn das pessimistische Szenario einer dauerhaften 0%-Niedrigzinsphase eintritt und bis 2025 nach der Prognose von Assekurata insgesamt 225 Mrd. EUR Zinszusatzreserve zu bilden sein werden. Selbst im optimistischen Szenario (stufenweiser Anstieg der Zinsen am Kapitalmarkt für 10jährige Anlagen auf 2,5% in 2025 ) sind in der Spitze ca. 135 Mrd. EUR bis 2023 zu stellen.

In seinem Interview 2013 stellt Dr. Reiner Will abschließend die Zukunft der Lebensversicherung und die Produktstrategien der Marktteilnehmer vor. Viele der damaligen Strategien sind inzwischen umgesetzt.

Map of Changemountains – Eine Landkarte für das Veränderungsgebirge

Systematik von Veränderungen
Landkarte im Veränderungsgebirge

Hokus Pokus Fidibus! Wenn doch Innovation so einfach wäre. Dreimal mit dem Zauberstab über einen Zylinder gewedelt und schon ist aus einer langweiligen Taube ein hippes Kaninchen geworden.

Das wahre Leben geht anders. Da ist Innovation ein Prozess, ein manchmal langwieriger Weg. Aber ein Weg, der auch Spaß machen kann. Welche Wege sind erquicklich und welche sind eher beschwerlich? Führt jeder Weg zum Ziel? Und – oh Weh: Gibt es auch beschwerliche Sackgassen ins Nirgendwo.

Wo ist der Wegweiser, der zum Erfolg führt?

Zeichnen wir eine Karte der möglichen Innovationen.

Die Ost-West Richtung – Was ändert sich?

Was sich ändert, ist höchst subjektiv. Die Änderung vollzieht sich im eigenen direkten Umfeld (intern) oder weiter weg davon (extern). Aus Sicht Mitarbeiters vollzieht sich die Änderung im eigenen Arbeitsbereich, an dessen Peripherie oder außerhalb. Aus dem Blickwinkel des Unternehmens betreffen die Änderungen Bereiche oder Unternehmensteile, sie vollziehen sich an seinem Rand, indem etwa zusätzliche Geschäftsbereiche für ergänzende, neue Geschäftsmodelle geschaffen werden, oder nicht das Unternehmen sondern nur sein Geschäftsumfeld ändert sich.

Interne Änderungen sind z.B. Neubesetzungen, Austausch einer Maschine oder einer zentralen Software. Meist sind es kleine Schritte. Manchmal sind es größere wie Umstrukturierungen und Verschmelzungen.

Periphere oder externe Änderungen sind z.B. Neugründungen, Zu- oder Verkäufe, Neu- oder Ausgründungen. Kleine externe Änderungen nehmen die meisten gar nicht als Änderung wahr: ein neuer Kooperationspartner, eine andere Werbeagentur, eine neue Bankverbindung.

Von großer Bedeutung sind Umweltveränderungen: Diese können natürlich sein (z.B. das Versiegen einer Ölquelle, eine Naturkatastrophe, eine Dürreperiode) oder wirtschaftlich wie ein andauerndes Niedrigzinsumfeld, ein verändertes Verbraucherverhalten (Das Fernsehen hätte beinahe die Kinolandschaft zerstört.) oder gesetzlich (z.B. neuerdings Schockbilder auf Zigarettenverpackungen).

Es hängt sicher auch vom Betrachter ab, ob eine Änderung intern oder extern ist: Aus Sicht des Konzerns ist selbst Outsourcing ein interner Vorgang, solange der Konzern die Mehrheit am ausgegründeten Geschäftsbereich hält. Auch aus Sicht der direkt Betroffenen stellt sich der Vorgang als interne Veränderung dar, ganz besonders dann, wenn der outgesourcte Bereich auch vorher schon als Profitcenter geführt wurde. Für die zurückgebliebenen Unternehmensteile ergibt sich eine veränderte Umwelt: Die Dienstleistungen müssen künftig extern eingekauft und bezahlt werden; vielleicht wird die Beschaffung schwieriger oder gar unmöglich, falls der outgesourcte Teil untergeht oder auf neuen Märkten viel erfolgreicher ist und es zu Ressourcenengpässen kommt.

Die Nord-Süd-Richtung – Wer ändert es?

Die Triebfeder für die Veränderungen liegt entweder im Subjekt selbst (endogen) oder außerhalb (exogen). Das Subjekt ist – genau wie eben – der Mitarbeiter oder das Unternehmen.

Umweltänderungen sind sowohl extern als auch exogen: sie geschehen einfach, ohne dass Mitarbeiter oder Unternehmen einen Einfluss darauf haben. Mit einer Ausnahme: Große, systemrelevante oder zu Verbänden zusammengeschlossene Unternehmen können durch politische Lobbyarbeit begrenzt Einfluss auf die sich verändernde Umwelt nehmen und so möglicherweise externe Änderungen verhindern oder herauszögern.

Die Umweltänderungen zwingen Mitarbeitende und Unternehmen zu Anpassungen. Diese Anpassungen sind dann interne Änderungen, die exogen veranlasst werden: Z.B. die Erschließung neuer Ölvorkommen, das Umschwenken auf alternative Energien, die Entwicklung neuer, marktkonformer Produkte (e-Zigaretten) und die Einstellung von nicht mehr nachgefragten Geschäftsfeldern.

In einer sich rasch ändernden Umwelt ist es überlebensnotwendig, ebenso rasch intern reagieren zu können. In der Biologie gibt es dafür zwei Erfolgsstategien:

  1. Überfluss: Die Bakterien beispielsweise reproduzieren sich derartig explosiv, dass es immer einige gibt, die in der neuen Umwelt besser existieren können als die vorherige Generation. Die erfolglosen Zweige sterben rasch aus.
  2. Das Bewusstsein: Denkende Menschen haben die Fähigkeit, die sich ändernde Umwelt zu begreifen, Ursachen und Wirkungen zu erkennen und dann Überlebensstrategien zu entwickeln. Das Gehirn ist der entscheidende Erfolgsfaktor, der das Überleben der höheren Lebewesen sichert. Der Mensch hat das am weitesten entwickelte Gehirn.

Anstelle von Bakterien wählte Spencer Johnson Mäuse für seine erfolgreiche Parabel „Die Mäuse Strategie“. Das Überlebensprinzip blieb das gleiche: Schnüffel und Wusel (oder Sniff und Scurry im Original) sind wegen ihrer Agilität erfolgreich. Die kleine Leute (zumindest einer von ihnen: Knobel) erkennen die Änderungsdruck und reagieren entsprechend.

Knobel reagiert. Und erkennt, wie viel besserer es gewesen wäre, zu agieren, statt zu reagieren. Er notiert seine Erkenntnisse. Er versucht, auch seinen Freund Grübel dazu zu bewegen, sich anzupassen. Doch er scheitert. In diesem Scheitern steckt eine Lehre:

Exogene Änderungen sind nicht nachhaltig: Ein Änderungsdruck, selbst wenn er von mehreren Quellen ausgeübt wird, bewirkt zwar immer einer Änderung, aber nicht unbedingt die gewünschte. Grübel verblasst statt sich weiterzuentwickeln.

Endogene Änderungen sind hingegen nachhaltiger und befriedigender: Ein Unternehmen sucht aktiv nach neuen Märkten. Ein Mitarbeiter erkennt für sich, dass es so nicht weitergehen kann, und zieht Konsequenzen. Menschen werden beispielsweise ihr Umfeld, ihren Bereich oder das Unternehmen verlassen, weil sie das für die erfolgversprechendste Strategie halten. Andere machen das, was sie immer getan haben, zukünftig anders. Auch endogene Änderungen sind aus der Sicht anderer nicht immer die gewünschten.

Die Auswirkungen von endogenen und exogenen Änderungen sind mitunter dieselben. Ich werde entlassen oder gehe. In beiden Fällen bin ich dann mal weg. Unterschiedlich ist die innere Einstellung dazu. Die Haltung variiert von „Müssen“ über „Sollen“ zu „Wollen“.

Diese Varianten kann nur ein Bewusstsein erfassen.

Die Änderungsmöglichkeiten finden ihre Grenzen im Können. Änderungen scheitern z.B. aus moralischen, motorischen, intellektuellen oder finanziellen Gründen. Daraus entsteht dann Frust. Dieser Frust kann nur durch Arbeit oder Verarbeitung abgebaut werden: Man muss mehr Möglichkeiten ausloten, um eine zufriedenstellende zu finden (Arbeit) oder man muss mit dem Erreichbaren zufrieden sein (Verarbeitung).

Die Bakterien haben kein Problem mit inneren Haltungen: Sie orientieren sich nur am Können: Entweder die können in säurehaltigem Wasser existieren oder eben nicht. Kein Grund, sich den Kopf zu zerbrechen! Wird der Hauptkunde eines Unternehmens von einem chinesischen Investor gekauft, ist das sehr wohl ein Grund, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Man sollte z.B. umgehend chinesisch lernen! Wer das nicht kann und auch keine neuen Kunden findet, muss künftig mit weniger zufrieden sein.

Endogen oder exogen ist also eigentlich nur eine Frage der Perspektive und der inneren Einstellung. So gut wie nie entsteht eine Gesellschaft von Grund auf vollständig neu. Stets entwickelt sich ein innovativer Kern einer bestehenden Gesellschaft in eine neu entstandene Nische oder in einen neu entstandenen Bedarf hinein. Die Frage ist nur, tut sie das, weil sie es so will oder weil sie es muss.

Der Schlüssel zum Erfolg besteht darin

  1. den neuen Bedarf als Erster zu erkennen bzw. zu wecken und
  2. ihn am besten zu befriedigen.

Die Höhe – Das Ursache-Wirkungs-Gefälle

In der Möglichkeit, viel zu bewirken, zeigt sich das Potenzial einer Änderung. Eine Änderungen hier bewirkt weitere Änderungen dort. Wer Änderungen anstoßen möchte, muss den ersten Stein erst einmal zum Rollen bringen. Wer Änderungen verhindern will, muss den Hang befestigen, doch er lebt gefährlich am Rande des Abhangs.

Rollt so ein Stein erst einmal, stößt er weitere Steine an und es kann daraus eine Lawine werden. Gewollt oder ungewollt. Eine Idee oder ein YouTube Filmchen – gut oder schlecht – kann viral werden. Dann kann es nicht mehr gestoppt werden. So ist das auch mit manchen Änderungen.

Änderungen, sie schnell große Wirkungen erzielen, nennt man gerne disruptiv. Die dahinter stehenden Ideen sind gerne revolutionär.

Daneben gibt es den eher sanften Pfad. Der Stein, in Bewegung gebracht, fällt ins Wasser und zieht dort aber weiter weitere weite Kreise. Solche Änderungen bezeichnet man als evolutionär. Die Polkappen werden nicht von heute auf morgen abgeschmolzen. Die Klimaerwärmung vollzieht sich ganz allmählich. Und trotzdem kann sie wahrscheinlich nicht mehr aufgehalten werden.

 

Oft sind es exogene Änderungen, die die größte Wirkung haben. Die meisten Menschen müssen zum Handeln erst gezwungen werden, denn sie haben es sich in ihrer Nische bequem gemacht.

Innovatives Glaubensbekenntnis

Ich glaube an die Kraft der INITIATIVE,
Nehme neue Ideen ernst und als CHANCE wahr.
Nichts fördert KREATIVITÄT so sehr wie angstfreie Räume.
Offener Austausch ist die Voraussetzung für ENTWICKLUNG.
VERÄNDERUNG ist Leben.
ANPASSUNG ist Überleben.
Traue mich loszulassen, um FLIEGEN zu lernen.
INHALIERE den Wind und breite die Arme aus.
OPTIMISMUS ist der Anfang jeder Veränderung.
NEUGIER verleiht ihr Flügel.

Es gibt keine wichtigere Aufgabe als die Gestaltung der ZUKUNFT. Wo ist unser Platz darin? Welche Rolle spielen WIR bei ihrer Gestaltung? Wollen wir dabei überhaupt eine Rolle spielen?

NATÜRLICH!

Und genau deswegen hat das Thema INNOVATION absolute PRIORITÄT. Es ist keine Frage, ob wir uns mit der Gestaltung unserer Zukunft beschäftigen. Weder „Wer beschäftigt sich wann damit?“ noch „Hat er genügend Zeit dazu?“ sind relevante Fragen. Natürlich haben wir die Zeit. Jeder von uns. Rund um die Uhr.

Innovation ist ein permanentes Mantra. Es ist eine Lebenseinstellung. Ein Credo. Ein Bekenntnis und eine Offenbarung.

Manchmal ist Veränderung ALTERNATIVLOS:
Die Hütte brennt. Es ist egal, ob es draußen regnet.

Um mich herum arbeiten ausnahmslos und ununterbrochen Menschen an der Verwirklichung ihrer TRÄUME: Sie engagieren sich für ihre Familien, für ihre Umwelt, für die Gesellschaft, in der sie arbeiten, und für die Gesellschaft, in der sie leben. Wir müssen diese Kräfte nur bündeln und kanalisieren und sie nutzen.

Wir sind angetreten – jeder von uns – mit der einen großen Idee: Wir wollen ein Produkt bereitstellen, von dem wir überzeugt sind, dass die Menschen es dringend brauchen. Ein Produkt zum NUTZEN der Gesellschaft: SICHERHEIT.

Ingenieure können die Technik zuverlässiger machen. Ärzte können Krankheiten heilen und Leben verlängern. Aber niemand kann das Schicksal ausschalten. Niemand kann den Zufall eliminieren.

Nur beherrschen kann man ihn. Versicherer sind die EINZIGEN, DIE DAS KÖNNEN.

Wir können ihn entdecken, den Zufall, und ihn für uns nutzbar machen. Es gibt immer neue Quellen für Zufälle. Immer neue Ansätze für innovative Produkte. Das Risiko einzelner ist unsere CHANCE als Versicherer. Und nicht nur unsere! Indem wir das Risiko beherrschbar machen, profitieren die Gesellschaft und der Einzelne.

Wir können Einzelne mobilisieren, können sie SOLIDARISIEREN und wir können sie organisieren. Wir werden sie BEGEISTERN für die Idee, gemeinsam füreinander einzustehen. Als Gefahrengemeinschaft und schließlich als Gesellschaft.

Insurance and Innovation

Jemand hat mich einmal gefragt, was ich mir unter Digitalisierung der Versicherungen vorstelle. Ich muss zugeben meine Antwort war sehr einseitig:
Digitalisierung sei die Verlagerung des Produktionsprozesses ins Internet. In erster Linie habe ich dabei an den Absatzprozess gedacht. Das war zu kurz gegriffen.

Einen ganzen Strauß inspirierender Geschäftsideen im Zusammenhang mit der Digitalisierung bindet das Büchlein Insurance and Innovation 2015, herausgegeben von Andreas Eckstein und Axel Liebetrau, zusammen. Lesenswert sind in diesem Zusammenhang besonders die Abschnitte

  • Digitale Disruption – Wie Start-Ups die Versicherungsbranche revolutionieren wollen (Jens Jansen)
  • Aus Hype wird Wertschöpfung: Ein Versicherer begibt sich auf die digitale Reise (Mirko Kühne / Sascha Däsler)
  • Zero Distance – Wie die Digitalisierung die Customer Journey in der Versicherungsbranche verändert (Kai Schichtel / Raffael Targowski / Eike Folkerts) sowie
  • Wie beeinflussen Facebook, WhatsApp, Skype & Co die Anforderungen an den Kundenservice der Zukunft (Andreas Grigull / Marion Thiessenhusen / Denis Klauß)

Natürlich betrifft die Digitalisierung nicht allein den Absatz, sondern genauso gut den Produktionsprozess und erst recht die Beschaffung. Genau genommen ist die Digitalisierung von Beschaffung und Produktion in der Versicheungsindustrie bereits weit fortgeschritten: Aus Teilprozessen wie Datenaustausch mit Rückversicherern, Kalkulation, Solvenzanalyse, Kundenservice, Mengen- und Qualitätskontrolle ist Kollege Computer heute gar nicht mehr wegzudenken.

Und dennoch: Versicherungen stehen in puncto Digitalisierung gefühlt noch ganz am Anfang. Warum ist das so? Es liegt eben doch am Absatz. Der Point of Sale verlagert sich in ganz vielen Lebensbereichen ins Internet. Mit e-Banking gilt das auch für die Finanzbranche. Und was tun Versicherungen? Sie schließen ihre Verträge wie eh und je traditionell über ihren Außendienst ab. Schriftlich auf bedrucktem Papier.

„Das muss so sein”, sagen die einen, denn nur ausgebildete und qualifierte Vermittler können im Beratungsgespräch den Versicherungsbedarf analysieren und so konkrete Empfehlungen aussprechen.
Wohl gesprochen. Verbraucherschutz und qualifizierte Beratung stehen ganz oben auf den To-Do-Listen der deutschen und europäischen Finanzaufsichten.
„Man muss sich nicht physisch gegenübersitzen, um miteinander zu kommunizieren”, sagen die anderen, „es genügt, sich online in einem Chat zu begegnen.” Der Mitschnitt des Chats kann gleichzeitig als Beratungsdokumentation dienen.

Und was will der Kunde? Ich glaube, er will individuell beraten werden. Aber er will dazu weder besucht werden, noch das Haus verlassen müssen. Auch will er die Informationsbeschaffung und die Beratung jederzeit beiseite legen können, um dann zu passender Gelegenheit genau dort weiter zu machen, wo er zuvor unterbrochen hat. Dabei bedient er sich gerne unterschiedlicher Medien:

  • PC: Webportal des Anbieters
  • Smartphone/Tablet: App des Anbieters
  • eMail
  • DE-Mail und ja:
  • das gute alte Telefon.

Für die vielfältigen digitalen Kommunikationswege zwischen Anbieter und Kunde hat sich der Begriff „Omnikanal“ etabliert.

 

Ein soziales Netz im Zwischennetz – Einer für alle und alle für einen

Ein Netz im Netz

Wir leben in wunderbaren Zeiten! Was wir Mathematiker mit dem Gesetz der Großen Zahlen und mit Wahrscheinlichkeitsrechnung früher mühsam zu modellieren gelernt haben, vollzieht sich meß- und beobachtbar vor aller Augen im sogenannten Zwischennetz. Wir brauchen keine Annahmen über die zugrunde liegenden Verteilungen mehr. Wir kennen den gesamten Bestand der Versicherten, können exakt mit ihm rechnen und brauchen uns nicht mit Schätzungen und Hochrechnungen zufrieden zu geben.

Praktisch unbegrenzte Rechenpower macht den jederzeitigen Bestandsvollabzug möglich.

Nutzen wir diese Möglichkeiten bereits? Ja und Nein.

Ja: Die Rechnungslegung und die Solvabilitätsberechnungen basieren heutzutage auf genauen und vollständigen Bestandsbewertungen.

Und Nein: Obwohl der Bestand ein riesiges Kollektiv ist und sich in manchen Unternehmen sogar als Verein organisiert hat, findet noch so gut wie kein gemeinsames Vereinsleben statt.

Dabei könnte es heutzutage so einfach sein.  Wer einverstanden ist, kann aus seiner Zugehörigkeit zum Versichertenkollektiv einen echten persönlichen Mehrwert ziehen. Heute braucht ein Versicherter keine anonyme Nummer in krypischen Bestandslisten mehr zu sein. Er könnte sich outen, freiwillig persönliche Daten teilen und auf seiner gemeinsamen Interessenbasis mit anderen Versicherten, Versicherungsmitarbeitern und Mittlern interagieren. Er könnte für seine  Interaktion und für sein Engagement durch die Gemeinschaft belohnt werden: Mit positiven Bewertungen oder ganz materiell mit Vergünstigungen. Es könnte eine Gemeinschaft entstehen, die füreinander einsteht. Die sich gegenseitig stützt und aufeinander acht gibt. In diesem sozialen Gefüge geht es um Nachbarschaftshilfe, nicht um Bereicherung auf Kosten des Kollektivs. Es wäre so etwas wie der ursprüngliche Versicherungsgedanke: Alle für einen, einer für alle. Die Idee hat etwas von Utopia – zugegeben – sie muss aber keine Utopie bleiben. Ich bin überzeugt, solch eine Gemeinschaft würde funktionieren.

Wem es gelingt die Plattform für dieser Gemeinschaft zu schaffen, revolutioniert die Versicherungslandschaft. Es gibt freilich auch Warner, wie z.B. Inga Beale auf der FT Future of Insurance Conference.

Gibt es das nicht schon?

Veränderungen, das wissen wir aus Erfahrung, sind nicht jedermanns Sache:

Nicht jeder Mensch gibt gern Persönliches über sich preis. Nicht jeder traditionelle Versicherer schätzt es, wenn seine Regulierungspraxis oder seine Annahmepolitik öffentlich diskutiert wird.

Während der Versicherte stets die Wahl haben wird, wie viel er von sich mitteilt, werden die Versicherer, ob sie wollen oder nicht, schon heute auf diversen Kundenportalen und von Ratingagenturen beurteilt. Als durchschnittlicher Anbieter wird man sich dem stellen müssen. Als selbstbewusster Anbieter wird man seinen Kunden vielleicht sogar selbst die öffentliche Plattform dazu anbieten. So macht es – aus tiefster innerer Überzeugung – der südafrikanische Versicherer MiWay, auf den ich jüngst durch eine interessante Präsentation hingewiesen worden bin. In deren Kundenforum werden durchaus auch negative Erfahrungen dargestellt. Man ist aber stets erkennbar an positiven Lösungen für die Kunden intereressiert.

In Deutschland schickt sich CommunityLife an, zu einer Plattform für Anbieter und  Versicherte zu werden.

Eine Versicherungsgemeinschaft im Sinne einer Community ist das m. E. noch nicht, aber das Portal hat Potential!

Das 8–Stufenmodell von John P. Kotter

Leading Change, der Klassiker in der Change-Management-Literatur erschien 1996. Und er ist immer noch brandaktuell. Aktueller denn je vielleicht, denn die Änderungsgeschwindigkeit der Umwelt nimmt durch die Digitalisierung zu. 2012 war daher Zeit für eine Neuauflage und Modernisierung des Klassikers.

Der Titel ist Programm: Veränderung kann nicht „gemanaget“ werden. Sie bedarf der Führung durch eine oder mehrere Führungs-Persönlichkeiten, Identifikationspersonen und Meinungsbildner: Leader eben.

Entwickungsschritte: Um mitzuhalten, muss ein Unternehmen sich permanent weiterentwickeln. Das geschieht kleinschrittig nebenbei. Ein Change-Prozess ist mehr.

Das Acht-Stufenmodell nach John P. Kotter
Das Acht-Stufenmodell nach John P. Kotter

Von Zeit zu Zeit sind radikalere Entwicklungssprünge notwendig. Dem Änderungsprozess kommt dann zentrale Bedeutung zu. Was ist der Anlass für solche Änderungsnotwendigkeiten? Wie gelingt es, daraus gestärkt wieder hervorzugehen? Welche Fehler gilt es zu vermeiden? Welche Stufen durchläuft der Prozess? Diese Fragen illustriert Kotter lebhaft und sehr lesenswert mit anschaulichen Praxisbeispielen.

In seinem späteren Werk A Sense of Urgency, 2008, fokussiert Kotter auf die erste Stufe seines Modells. Getreu nach dem Motto: Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Ich empfehle zur Lektüre das Original.

 

 

Who moved my cheese?

Kürzlich las ich diese hintergründige kleine Parabel von Spencer Johnson über die Mäuse Sniff & Scurry und die Kleinen Leute Hem & Haw.

Konfrontiert mit der existenziellen Bedrohung „Wer hat meinen Käse verschwinden lassen?“ reagieren die vier Charaktere extrem unterschiedlich. Vielleicht dachte Johnson an Äsops Fabel vom Fuchs und dem Raben als er sich diese niedliche Geschichte über alten und neuen Käse einfallen ließ. Seine Moral lässt diejenige Äsops jedoch weit hinter sich.

Es kommt gar nicht darauf an, wer den Käse verschwinden ließ. Auch Schmeicheleien bringen den Käse nicht zurück. Käse gibt es überall – man muss ihn nur finden und die Suche danach genießen. Es ist einfacher als Hem und Haw zuerst glauben.

Move with the Cheese and enjoy it

Wer wie Haw noch zaudert, statt sich auf die Suche zu machen, dem sei die kleine Parabel wärmstens empfohlen.

Neugierig geworden? Für ganz eilige Mäuse gibt es ein verkürztes Video.

Erschienen: Lebensversicherungen und Betriebliche Altersversorgung

rossmann_2807_leben_bav_U1_rgbDie vollständig überarbeitete 2. Auflage des Lehrbuchs Lebensversicherungen und Betriebliche Altersversorgung ist gerade erschienen.

Brandaktuell und unverzichtbar auch für fertige Versicherungsfach- und -kaufleute. Das sage ich nicht nur, weil ich einer der Autoren bin, sondern ich sage es aus tiefster Überzeugung!

Das Buch stellt umfassend die Durchführungswege der bAV dar und beleuchtet rechtliche und kalkulatorische Grundlagen der Produktgestaltung auch vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase und des Verbraucherschutzes.